Ängste in Zeiten des Wandels

Und wie wir mit ihnen umgehen können.

Die neue Situation, in der wir uns alle gerade befinden ist herausfordernd. Sie ist es deshalb, weil sie neu ist und unbekannt. Sie ist nicht vorhersehbar und schwer einzuschätzen. Keiner kann uns so richtig hindurch lotsen und wir wissen nicht sicher, welchen Weg es aus dieser Krise geben wird. Wohin die Reise geht. Wir halten fest an der Hoffnung auf eine baldige Rückkehr in die Normalität. Es fehlt uns an Führung, an Zuversicht und an Kreativität; an Flexibilität. Durch die digitale Welt und die vielen großartigen Möglichkeiten der Verbindung scheint es auf den ersten Blick zwar sehr viele kreative und flexible Menschen zu geben, die gerade jetzt Unglaubliches auf die Beine stellen und umstellen. Doch auch sie sind Teil dieser Gesellschaft, einer Gemeinschaft und sorgen sich oder zweifeln. Vielleicht (ver)zweifelst du auch gerade, sorgst dich, hast Ängste und bist verunsichert ob dieser unübersichtlichen Lage. All das ist gut und es ist normal. Du bist gut und du bist richtig. All deine Gefühle gerade dürfen sein, denn sie schützen dein System.

Das Unangenehme an der Angst ist nicht die Angst an sich. Denn sie kann auch Triebfeder sein und Neues erschaffen. Angst mobilisiert deinen Körper und bereitet ihn auf eine Aktion vor. Warum also fühlt sich die Angst so lähmend an? Es ist, als starte man einen Motor und fährt dann nicht los. Das Gefühl der Handlungsunfähigkeit ist das, was wir als unangenehm empfinden. Häufig finden wir uns dann entweder in der Starre, einem Überaktionismus oder einer Kompensation wider. Das sind alles berechtigte Mechanismen, quasi eine Ersatzhandlung unseres Körpers und Geistes. Aber sie sind eben nur eine Krücke.

Schauen wir uns an, wie Tiere mit der Angst umgehen. Ein Pferd, welches sich subjektiv in einer Situation der Bedrohung wiederfindet, handelt entsprechend. Pferdemenschen wissen das. Sich losreißende, steigende, wild galoppierende Pferde sind das Ergebnis einer Reaktion, die durch Angst ausgelöst worden ist. In manchen Fällen erstarrt ein Tier auch oder es wechselt in den Modus des Angreifens, wenn bspw. der Fluchtweg versperrt bleibt. Aber auch nach dem Erstarren können wir (wenn es sich nicht um durch den Menschen schwer traumatisierte Tiere handelt) eine körperliche Reaktion beobachten. Der psychische und physische Stress wird kanalisiert und losgelassen. Durch Bewegung oder durch das Abschütteln. Die Angst bleibt (sofern keine schwere Traumatisierung vorliegt und das Tier die Möglichkeit dieses anschließenden Stressabbaus hat!) nicht im Tier, sie manifestiert sich nicht. Es wäre auch für das Überleben und Weiterleben nicht sinnvoll.

Was können wir lernen?

Im gegenwärtigen Moment zu sein (zumindest sooft es geht)

Das Pferd, welches soeben noch vor dem Traktor geflohen ist, schnaufend und schwitzend auf der Weide zum stehen kam, grast fünf Minuten später friedlich in seiner Herde. Das Nervensystem hat sich reguliert und es gibt keinen Grund, das Erregungslevel zu halten. Jetzt im Moment gibt es keine Gefahr. Der Traktor ist weg, die Herde ist da und es kann fressen. Alles ist gut.

Wir sitzen in diesem einen gegenwärtigen Moment in unserem Zuhause, in dem es sicher ist. Es droht jetzt gerade in diesem Augenblick keine Gefahr. Es gibt keinen Grund, das System hochzufahren und Energie auf etwas zu verschwenden, was aktuell nicht da ist. In diesem einen Moment ist alles gut.

Uns selbst friedvoll führen

Statt darauf zu warten, dass uns irgendetwas, irgendjemand aus dieser Krise, aus dieser Situation heraus holt, dürfen wir uns selbst führen. Wir dürfen unseren Geist, unser Mindset und unseren Körper völlig selbstständig einsetzen und uns in einen friedvollen Zustand versetzen. Wir können uns selbst in dieser Zeit leiten und führen. Wir sind kompetent, unser System in unserer Welt zu führen und es auszurichten. Kein Tier würde sich selbst aktiv in Unfrieden versetzen und hoffen, dass es jemand anderes dort heraus holt.

Beobachten und Zuhören

Handlungsfähigkeit bedeutet nicht immer ein sofortiges Reagieren und erst recht keine Umtriebigkeit. Wir dürfen uns Zeit nehmen, zu beobachten. Uns, unser kleines Umfeld, die Dinge, die im Außen passieren und anschließend das, was es wiederum mit uns macht. Wir können zuhören. Uns, den anderen und dem lauschen, was sonst vor lauter Geschäftigkeit nicht zu hören war.

Unsere Bedürfnisse wahrnehmen

Wir dürfen wahrnehmen, wie es uns geht. Wie geht es dir jetzt gerade in diesem Moment? Alles darf genau so da sein, wie es ist und es ist wichtig, uns Raum zu nehmen für diese Momente der Selbstfürsorge. Wenn ich ein Gefühl wahrnehmen, kann ich es im Körper lokalisieren, ich kann es fragen, ob es mir etwas mitteilen möchte und ich kann mich bedanken. Dafür, dass es mir etwas anzeigt, auf etwas aufmerksam macht und mich schützt. Ich kann der Angst danken und ihr mitteilen, dass aktuell alles gut ist. Ich kann spüren, was mein System braucht, um in Balance zu kommen. Wenn es früher der Kaffee mit einem/r Freund/in war, dann ist es jetzt vielleicht ein gutes Telefongespräch und anschließend eine Umarmung des Menschen Zuhause.

Auf andere Bedürfnisse reagieren

Wenn unser System in Balance ist, sind wir in der Lage, auch auf andere Systeme gut zu reagieren. Wir nehmen nuancierter wahr, was unser Gegenüber gerade zeigt und können darauf eingehen. Wir können unterstützen oder uns friedvoll abgrenzen.

Ein friedvolles und harmonisches Umfeld erschaffen

Mit einem System, welches balanciert ist, haben wir die Möglichkeit, ein friedvolles Feld zu schaffen. Den Frieden, den Einklang, der ins uns herrscht, können wir nach Außen tragen und das tun wir automatisch, wenn wir es wirklich fühlen. Auf diese Weise kann das friedvolle Miteinander, welches gerade jetzt so wichtig ist, weiter getragen werden. Wenn du friedvoll mit deinem Kind sprichst, gibst du deine Energie weiter und dein Kind ebenfalls. Schaffst du ein freundliches Klima in deiner Familie und begegnest anderen Menschen zugewandt und offen, können sich ganz neue Wege öffnen.

Das eigene System klar halten

Grenze dich ab von Dingen, von Menschen und von Informationen, die dein System gerade schwächen. Das kann ein sehr negativ aufgeladener Mensch sein, der dir täglich die neuesten fürchterlichen Entwicklungen schwarzmalt oder eine Informationsquelle, die dich bereits kurz nach dem Aufstehen energetisch runterzieht. Bestimmt kennst du Tiere (Pferde insbesondere), die sich von dir abwenden, wenn du einen schlechten Tag hast und negative Energie verströmst. Tiere halten ihr System immer klar. Es ist ja auch absolut lebensnotwendig! Weshalb das eigene Feld unnötig schwächen.

Sich ausrichten und fokussieren

Zentriere dich. Richte dich aus. Jetzt ist die Zeit, in der du das, wofür du hier bist, zeigen kannst und darfst! Jetzt kannst du dich fokussieren auf Werte, auf Menschen, auf Projekte, auf Energien, die dich deinem inneren Gleichgewicht näher bringen. Du wirst spüren, was du brauchst und was dich nährt.

Es gibt also doch eine ganze Menge Dinge, die man in diesen Zeiten aktiv tun kann und die es uns ermöglichen, uns wieder unserer selbst zu ermächtigen. Verantwortung für uns und das, was um uns geschieht zu tragen und uns auf das zu konzentrieren, was uns dem Ziel näher bringt. Dem Gleichgewicht und dem Einklang. Der Harmonie und der Kongruenz.

Lass uns gemeinsam mehr Bewusstsein für die wunderbaren Schätze im gegenwärtigen Moment schaffen, lasst und präsent sein und wach! Wach, um uns zu zentrieren und uns durch diese Zeiten zu führen. Um Leuchttürme für Andere zu sein und um genau wahrzunehmen, was um uns herum passiert.

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