Der machtvollste Spiegel

Da ist jemand, der hört immer zu. Jemand, der sich und seiner Umwelt vollkommen gewahr ist, der weder in der Zukunft noch in der Vergangenheit verankert ist. Er kann zuhören. Richtig zuhören. Kein „wie geht es dir“ ohne Interesse an der Antwort, sondern ein 100%tiges JA zu seinem Gegenüber. Ich sehe dich, wie du gerade bist und ich höre, was du zu sagen hast. Während du erzählst, halte ich den Raum und wahre meine Präsenz. Jetzt fühlst du dich gesehen, gewertschätzt und im Vertrauen. Du weißt, dass du einfach sein kannst.

Unter Tieren gibt es keine Sanktionen für ein Verhalten, welches dem ureigenen Selbst entspringt. Jedes Tier hat seine Fähigkeit und seine Aufgabe. Lediglich, wenn es die Gemeinschaft und/oder ihren Frieden in Gefahr bringt, wird es erinnert. An sich und an seine individuelle Kraft. Es wird nicht mit aller Macht permanent kontrolliert. Nicht, wenn es weiß, wer es ist. Bei uns Menschen ist es anders. Wir kommen mit unserem Temperament auf die Welt und begegnen ihr in unserer ganz eigenen Weise. In uns gibt es noch kein Programm, welches uns in Frage stellt oder vergleicht. Kinder sind einfach. Sind einfach so lange sie selbst, bis sie immer wieder entsprechendes Feedback ihrer Umwelt erhalten. „Sei nicht immer so laut“, „mach schneller“, „das macht man nicht“ (etc.). Aus diesen Projektionen der Anderen wird irgendwann das Selbstbild „Ich bin zu laut“, „ich bin zu langsam“, „ich bin nicht richtig“. Je angepasster wir uns verhalten- man könnte sagen je weniger authentisch wir werden, desto positiver ist häufig unser Feedback. Weil wir in uns so wenig Ressourcen zur Selbstaufwertung haben, machen wir weiter, um noch mehr bestätigende Rückmeldung zu erhalten. Und so entfernen wir uns immer weiter von uns selbst. Bis wir eines Tages unserem Tier gegenüberstehen.

Als Zwiebel.

Innen der Kern, unsere Essenz und unsere Wahrheit. Drumherum Schalen aus Verhaltensweisen und Annahmen, die immer weniger mit uns zu tun haben.

Was sagt jetzt das Tier zur Zwiebel?

Es könnte einfach schön brav das machen, was unser Ego (unsere Zwiebelschalen) aufwertet und was wir (unser Verstand) ganz toll findet. Nämlich sich angepasst verhalten, mitmachen und uns bestätigen. Was macht es aber in der Regel?

Nein sagen.

Uns an den äußersten Rand unserer Komfortzone und darüber hinaus bringen. Sich abwenden, wenn wir liebevoll säuselnd oder betont beherzt mit Halfter oder Leine kommen. Sich völlig „daneben benehmen“, wenn Leute zuschauen und generell alles geben, dass das Zwiebelprinzip nicht mehr so gut aufgeht für uns.

Und was tun wir?

Empört die Schalen wieder zurecht rücken und uns (unserem Ego) Unterstützung suchen, damit das Tier lernt, sich dem Menschen anzupassen. Dieses Wesen, welches uns so weit voraus ist und in einem Zustand lebt, der sehr erstrebenswert ist, soll sich uns anpassen? Wie gut, dass es sooft nicht funktioniert! Wie großartig, dass wir in ihnen die Möglichkeit haben, uns (wieder) zu finden und gleichzeitig mit ihnen eine ganz neue Beziehungsebene zu betreten.

Lasst uns gemeinsam hin sehen, hin fühlen und hin hören!

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